Ann-Christin Hagen
Nur für mich - Wie es mit der Auszeit klappt

„Ach wie herrlich – drei Wochen Auszeit stehen bevor! Drei Wochen nur für mich: kein müssen, nur wollen oder vielleicht auch einfach nichts von beidem. Endlich Zeit für all die Dinge, die liegen geblieben sind, die ich schon immer mal machen wollte, die ich nun in Ruhe erledigen kann und überhaupt. Eine kleine Liste habe ich schon im Kopf, aber hey – schön langsam.
Ok, die letzten Tage im Büro sind noch ganz schön anstrengend. Es soll ja alles fertig und vorbereitet sein, damit ich wirklich an nichts denken muss. Vielleicht bleibt die ein oder andere Kleinigkeit noch zu tun. Und den Rechner hab‘ ich (nur für Notfälle) dabei. Also falls doch was ist.“
Wem kommt das bekannt vor?
Wer regelmäßig viel arbeitet und private Dinge oft hintenanstellt, der weiß, wie schwer es ist, komplett loszulassen und sei es nur auf Zeit. Wenn du also eine Auszeit planst, solltest du ein paar Vorbereitungen treffen, die dabei helfen, die Tage oder Wochen wirklich genießen zu können. Hier ein paar Tipps:
Insbesondere als Selbständige/r befindet man sich regelmäßig im Zwiespalt zwischen den eigenen Bedürfnissen und den Bedürfnissen der Kunden. Um dem vorzubeugen, hilft es, die Kunden frühzeitig und eindeutig zu informieren: Zeitraum klar definieren, (er)klären, wie trotzdem nichts Wichtiges auf der Strecke bleibt und kein „zur Not habe ich den Rechner ja dabei“.
Plane die Inhalte für deine Social-Media-Kanäle vor, so dass sie automatisch veröffentlicht werden. Vielleicht kommunizierst du dort auch einfach, dass du eine Auszeit nimmst und in dieser Zeit nicht posten wirst. Auch das ist valide.
Richte deine Abwesenheitsnotiz und Rufumleitung ein, schalte das Arbeitshandy aus.
Schließlich ist es so weit: Alle sind informiert, die letzte Mail ist geschrieben, die letzte Datei abgespeichert, der Schreibtisch aufgeräumt.
„Yes! Auszeit! Ich kann ausschlafen. Mal überlegen, was mach‘ ich heute? Erstmal Kaffee. Ist zwar erst sieben, da ist der alte Rhythmus noch drin. Muss mich wohl erst daran gewöhnen. Frühstück?
So, jetzt aber – Entspannung.
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Komisch, so gar nichts zu tun.
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Ich kann doch nicht einfach hier rumsitzen.“
Was mache ich mit meiner Zeit?
Tatsächlich ist es so, dass in der Regel als erstes die Fragezeichen einsetzen, denn letztlich hat man alles und nichts zu tun. Erst Buch lesen oder erst Badewanne? Yoga oder Freunde treffen? So viel steht auf der Liste, dass es fast schon wieder stresst. Also, wo anfangen?
Auch hier haben wir ein paar Anregungen:
Nimm dir nicht zu viel vor. Häufig haben wir Angst, nicht zu wissen, was wir tun sollen und sammeln deswegen viel zu viele Ideen, die neuen Druck aufbauen, den wir ja genau vermeiden wollen.
Lass stattdessen auch mal ein paar Tage ungeplant auf dich zukommen. Es ist vollkommen ok, einfach aus dem Fenster zu starren oder zwei Stunden mit dem Frühstück zuzubringen.
Wenn du dir etwas vornimmst, dann suche nach schönen Aktivitäten: Dinge, die du nur für dich machst, oder die du schon lange ausprobieren wolltest. Und: Eine Sache am Tag kann völlig ausreichen.
Zelebriere was du tust: Zünde eine Kerze auf dem Tisch an, genieße dein Essen bewusst und atme ab und zu tief durch.
Erfahrungsgemäß dauert es ein paar Tage, bis man sich und seine Gedanken runtergefahren hat und der Entspannung Raum geben kann. Werde nicht ungeduldig, sondern versuche, die vermeintliche Untätigkeit zu akzeptieren. Ihr werdet euch schon anfreunden.
Der Weg ist das Ziel
Mit diesen einfachen Tipps sollte einer wahrhaft entspannten Auszeit eigentlich nichts mehr im Weg stehen. Mit etwas Glück und guter Planung vorab kommst du anschließend ausgeruht und mit neuer Kraft in den Alltag zurück. Nun gilt es, die gewonnene Ruhe und Kraft nicht gleich wieder über Bord zu werfen, sondern mitzunehmen in deinen Alltag.
Plane dir feste Zeiten ein, die du nur für dich nutzt, sei es für Sport, ein ausgiebiges Ausschlafen, ein gutes Buch oder ähnliches. Trage sie als Termin in deinen Kalender ein. Manchen hilft es, sich in dieser Zeit zu verabreden, zum Beispiel mit einer Freundin zum Sport. Das verringert die Möglichkeit, dass du kurzfristig doch noch abspringst.
Schaffe dir kleine Rituale, die dich auch im hektischen Alltag erden, zum Beispiel eine kurze Meditation oder Atemübung. Viele Experten-Tipps und Ideen dafür bekommst du übrigens in den Achtsamkeitswochen unseres Pools Achtsamkeit im Januar und Februar.
Sag auch mal nein (ja, das sagt sich so leicht, aber probiere es einfach mal aus).
Text: Sabine Kasper